Twisted Transfers: Diskursive Konstruktionen von Korruption in der griechisch-römischen Antike
Was ist Korruption? Wie Vertrauen, ist Korruption etwas, das wir zu kennen glauben, ständig diskutieren, aber kaum definieren können. Das liegt daran, dass dieses Konzept auf verschiedene Bereiche menschlicher (Inter-)Aktionen angewendet wird, und dass rein legalistische und damit essentialistische Definitionen oft nicht ausreichen, um seine Komplexität vollständig zu erfassen. So gibt es legale Handlungen, die in ihren gesellschaftlichen Kontexten als Korruption wahrgenommen werden, und illegale, die in bestimmten Gruppen und Kontexten als sozial tolerabel gelten können. Korruption erfordert die Partizipation von mindestens zwei Personen: Sie beinhaltet einen Transfer von (im-)materiellen Gütern, der von einem misstrauenden Beobachter als illegal oder immoralisch bewertet wird. Das Projekt wird die drei von den Sozialwissenschaften identifizierten Formen des Transfers untersuchen: Geschenk, Handel und den dritten Typ, der eine asymmetrische Machtbeziehung zwischen dem Geber und dem Empfänger voraussetzt. Ziel des Projektes ist es, zu verstehen, warum und wie diese Transfers im Diskurs als „verdreht“ und damit als Korruption dargestellt werden (können).