Qasr al-Mschatta: Das frühislamische Wüstenschloss Mschatta, Jordanien
Das Wüstenschloss Mschatta liegt 30 Kilometer südlich von Amman. Der Bau gehört zu einer Kette von über dreißig „Wüstenschlössern“, die sich über Bilad as-Sham, Irak und Saudi-Arabien erstrecken. Die dem umaiyadischen Kalifen al-Walid ibn Yazid zugeschriebene Anlage blieb nach seiner Ermordung unvollendet und wurde wahrscheinlich während eines Erdbebens im Jahr 749 stark zerstört.
Der Bau ist eines der wichtigsten Zeugnisse frühislamischer Architektur. Ein Großteil der reich ornamentierten Südfassade gelangte 1903 als Geschenk des osmanischen Sultans Abdülhamid II. an Kaiser Wilhelm II. nach Berlin. Die Fassade ist ein unikales Beispiel eines großflächigen, in Stein gehauenen Baudekors der frühislamischen Zeit. Charakteristische Merkmale und Motive spätantiker, koptischer, syrischer und sasanidischer Vorbilder kennzeichnen sie als Synthese und Neufassung der Traditionen des antiken Orients.
Die heute direkt neben dem Flughafen liegende Anlage ist in ihrem Originalbestand stark beeinträchtigt. Das von deutscher Seite gemeinsam mit dem jordanischen Antikendienst durchgeführte Projekt verfolgt mehrere Ziele. Die Technische Universität Berlin führte eine umfassende Baudokumentation zur Klärung offener Fragen der Baugeschichte durch, unternahm Sondagen im Innenbereich, die Untersuchung der Bautechniken und die Dokumentation der etwa 5.500 Inschriften und Graffiti. In diesem Zusammenhang wurde auch die Fassade in Berlin neu aufgenommen. Teile des Portals und tragender Bauelemente sowie der Außenmauer wurden restauriert. Das Museum für Islamische Kunst ist mit der kunsthistorischen Auswertung des Bildrepertoires betraut und führte im Dezember 2012 einen archäologischen Survey im Umland durch, um die Anlage in ihren natur- und kulturräumlichen Kontext zu stellen.