Die Michaelskirche in Germia (Galatien, Türkei)
Im ländlich geprägten Zentralanatolien erwuchs in frühbyzantinischer Zeit eine Stadt mit Bischofssitz und Pilgerzentrum. Die Polis Germia mit heilenden Thermalquellen, einer Michaelskirche und der Tunika Christi zog die Eliten des Byzantinischen Reiches an. Selbst Kaiser Justinian reiste in das abgelegene anatolische Hochland ca. 100 km südwestlich der galatischen Provinzhauptstadt Ancyra (Ankara), um in der Michaelskirche zum Erzengel zu beten. In dem türkischen Dorf Gümüşkonak, das noch bis 1984 Yürme genannt wurde, haben sich bedeutende Ruinen des ehemaligen Wallfahrtszentrums erhalten.
Trotz seiner historischen Bedeutung wurde Germia in der bisherigen Forschung kaum beachtet. 2009 begann ein dreijähriger archäologischer und baugeschichtlicher Survey. Eine Vielzahl an wissenschaftlichen Disziplinen beteiligt sich an den Untersuchungen: Durch eine archäologische Ortsbegehung von Gümüşkonak und einen Umlandsurvey wird die historische Topographie Germias und seines Umfeldes erforscht. Ein wichtiger Baustein des Germia-Surveys ist die Bauforschung, im Fokus der bauhistorischen Untersuchung liegt dabei die Michaelskirche. Hierbei handelt es sich um einen der größten Kirchenbauten Zentralanatoliens. Die Rekonstruktion, Datierung und baugeschichtliche Einordnung der Kirche in ihren Bauphasen soll helfen, die Fragen des Germia-Surveys zu beantworten.