Göttliche Botschaften aus sterblicher Feder
Hexametrische Orakelsprüche, „orphisches“ Schrifttum sowie andere religiöse Dichtungen, welche mythischen Urheberinnen und Urhebern wie Musaios, Bakis, der Sibylle, Epimenides und anderen zugeschrieben wurden, interessieren die altertumswissenschaftliche Forschung bereits seit Jahrhunderten. Zumeist waren und sind es dabei allerdings die Texte selbst, welche im Mittelpunkt der zahlreichen Untersuchungen stehen. Wesentlich weniger erforscht wurde bisher hingegen die Frage, auf welche Art und Weise sich diese innerhalb der Bevölkerung verbreiteten und welchen konkreten Einfluss sie auf die zeitgenössische Gesellschaft, Kultur und Politik ausübten. Doch gerade vor dem Hintergrund unserer eigenen Zeit, in welcher den verschiedensten Formen von Medien eine ungemein große und weiterhin stetig wachsende Rolle zukommt, gewinnen solche Fragen immer stärker an Bedeutung. Das Ziel dieses Forschungsprojekts besteht daher in einer erstmaligen monographischen Erschließung eben dieser Frage nach der konkreten Verortung dieser religiösen Medien innerhalb der athenischen Bevölkerung sowie ihres Einflusses auf die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen dieser Polis. Der Untersuchungszeitraum der Studie umfasst dabei das 6. bis 4. Jahrhundert vor Christus und somit sowohl das Aufkommen der athenischen Demokratie als auch ihre erste große Krise, den Peloponnesischen Krieg.