Medizinische Erzählungen im China der späten Kaiserzeit

Die Dissertation untersucht unter Anwendung soziologischer Machttheorien Prozesse der Zuschreibung, Konstruktion und Dekonstruktion von Autorität des Wissens in medizinischen Erzählungen der späten chinesischen Kaiserzeit. Als Quellen dienen Schriften chinesischer Heiler, die – vor dem Hintergrund fluider sozialer und epistemischer Grenzen im Feld der Medizin – um Legitimation für sich selbst oder ihre bevorzugte Behandlungsform kämpfen mussten: Ein relativ unbekannter Gelehrtenarzt, ein Knocheneinrichter und drei Wanderärzte. An ihnen zeigt sich, wie zusätzlich zu fachspezifischem Wissen insbesondere soziales, kulturelles und symbolisches Kapital über das Medium der Sprache in Texte transportiert wurde, um medizinisches Denken und Handeln zu autorisieren. Die identifizierten Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Äußerungen der Heiler werden im breiteren Diskurs über das Verhältnis von Praxis und Theorie in der Wissenschaftsgeschichte Chinas verortet. Das Narrativ der Literaten-Elite in Frage stellend, dass das Durchdringen universeller Prinzipen praktischen Kenntnissen überlegen sei, kann gerade dieses praktische Wissen als nicht unerheblicher Faktor angesehen werden, der zu Veränderungen von Machtfigurationen im Feld des Expertentums beitrug.

Die Dissertation entsteht im Rahmen der Forschungsgruppe B-5 Personal authorization of knowledge des Exzellenzcluster 264 Topoi.

[siehe auch: http://www.topoi.org/project/b-5-2-1/ ]

Eintrag bearbeitet: 19-12-2023