Johannes Buridans Philosophie des Geistes
Nicht nur in der gegenwärtigen, sondern auch der mittelalterlichen Philosophie ist das Problem der Intentionalität integraler Bestandteil der Diskussion über das Wesen des menschlichen Geistes. In der mittelalterlichen Philosophie des Geistes war es üblich, Erkenntnisoperationen des Intellekts mit seiner immateriellen Natur in Verbindung zu bringen. In meiner Dissertation untersuche ich einen prominenten Kritiker dieses Zusammenhanges: Johannes Buridan. Intentionalitätstheoretischen Immaterialitätsbeweisen erteilt er eine klare Abfuhr. Philosophisch ergibt sich für ihn vielmehr, dass der Intellekt materiell ist. Dennoch bekennt auch er sich zur Glaubensdoktrin seiner Zeit, der zufolge der Intellekt immateriell ist. Buridans Intentionalitätstheorie antwortet auf diese Ambivalenz mit einem Funktionalismus: Die Funktionsweise eines intentionalen Zustandes muss ohne Rekurs auf ihre metaphysischen Realisierungen beschrieben werden. Das Phänomen von Intentionalität besteht vielmehr wesentlich im kognitiven Operieren mit repräsentationalen Gehalten selbst. Diese Trennung von Intentionalitätstheorie und Metaphysik hebt Buridans Philosophie des Geistes als elegante Mittelposition zwischen Materialismus und Immaterialismus im Spätmittelalter heraus.
Die Dissertation ist im Rahmen der Forschungsgruppe D-2 Mapping body and soul des Exzellenzcluster 264 Topoi entstanden.