Historische Geographie Obermesopotamiens im 2. Jt. v. Chr.: Interdisziplinäre Forschung
Die Bedeutung Obermesopotamiens für die Geschichte Vorderasiens ist maßgeblich durch seine geostrategische Situation und eine günstige Vielfalt naturräumlicher Bedingungen bedingt. Diese konkreten Bedingungen haben die Geschichte der sozio-ökonomischen Nutzung und politischen Durchdringung dieses Raumes geprägt. Die letzten Jahrzehnte haben einen enormen Zuwachs an archäologischen und epigraphischen Materialien sowie naturwissenschaftlichen Daten erbracht, die es nun erlauben, die historisch-geographische Kenntnis auf eine neue Basis zu stellen. Ziel des Projektes ist es, am Beispiel des 2. Jts. v, Chr. diese typologisch unterschiedlichen Primärdaten in einer integrierten Auswertung zu verbinden. Auf diese Weise wird exemplarisch In einer histoire de la longue duree das Zusammenspiel von Siedlungsstruktur, Naturraum und Wegesystemen beschrieben und in die Rekonstruktion der damaligen Umwelt eingebunden. Die Analyse des sich verändernden, von ganz unterschiedlichen politischen Mächten kontrollierten Raumes Obermesopotamiens macht die Differenzen und Konstanten seiner anthropogenen Nutzung deutlich. Die aus archäologischer, epigraphischer und naturwissenschaftlicher Evidenz gewonnenen Hypothesen werden mittels semantischer Wissensmodellierung in einem 3D-Geländemodell dargestellt und durch thematische Oberflächenbegehungen vor Ort überprüft. Der gewählte Zeitraum, das 2. Jt, ist aufgrund einer starken historisch-kulturellen Diversifizierung und ein entsprechend vielfältiges Quellenmaterial besonders geeignet. Zugleich Ist die extrem dynamische Forschung noch immer durch eine stark disziplinare Primärerschließung gekennzeichnet Entscheidend für das Projekt ist die komplementäre Kompetenz der französischen und deutschen Partner auf den Gebieten der Textanalyse, der Archäologie und der geoinformatischen Modellierung.