Neue Annäherung an Keramik aus Arabien und seiner Nachbarn
Die Materialeigenschaften von Keramik wurden bisher nur selten zur Untersuchung sozioökonomischer Veränderungen herangezogen. Bisherige archäometrische Studien zur Keramik der Bronze- und Eisenzeit in Arabien waren in ihrem Umfang begrenzt und diskutierten nur selten Herstellungsweise, Produktionsorte und Austauschnetzwerke. Mit einer systematischen und vergleichenden Analyse stratifizierter Assemblagen der langen Ablagerungssequenzen der beiden großen Oasen NW-Arabiens, Qurayyah und Tayma, und vergleichbaren Materials aus vier Fundorten in Jordanien (Pella, es-Smakiyyeh, Barqa el-Hetiyeh, Tell Kheleifeh) sollen Herstellung, Produktionsorte und Austauschnetzwerke bronze- und eisenzeitlicher Keramik untersucht werden. Durch die Heranziehung der Materialeigenschaften von Keramik als Proxy für den sozioökonomischen Wandel im Sinne der longue durée, ist beabsichtigt, die Dynamik dieses Austauschs sowie die technologischen und kommerziellen Netzwerke sowie kulturellen Praktiken, welche die Wüstenoasen Arabiens mit der südlichen Levante verbinden, besser zu verstehen. Der Projektansatz ist breit angelegt, interdisziplinär und ganzheitlich. Er integriert archäologische, technologische und archäometrische Daten. Morphofunktionelle, stilistische und technologische Analysen verschiedener diachroner Assemblagen von der frühen Bronze- bis zur späten Eisenzeit werden stichprobenartig mittels Neutronenaktivierungsanalyse (NAA) an Hunderten von Exemplaren untersucht und mit Forschungen zu Rohmaterialien und der Mikromorphologie von Lehmbauwerken zur Keramikherstellung aus der Perspektive der châine opératoire kombiniert.