Aus einer koptischen Klosterbibliothek
Die Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig besitzt ein bis vor kurzem uninventarisiertes Konvolut von mehr als 750 koptischen Papyrusfragmenten, die von 2020 bis 2022 durch ein DFG-gefördertes Projekt ersterschlossen, digitalisiert und inventarisiert worden sind. Im Laufe der Arbeit an diesem Projekt zeichnete sich die wissenschaftliche Signifikanz dieser Fragmente ab: In aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Überreste einer einzigen koptischen Klosterbibliothek aus der mittelägyptischen Fajjum-Region. Diese Bibliothek in ihren signifikanten Teilen zu edieren und als Ganze zu explorieren, ist das Ziel des Projekts “Aus einer koptischen Klosterbibliothek”. Eine Auswahl der achtunddreißig aussagekräftigsten Textbruchstücke wird in einer wissenschaftlichen Edition entsprechend koptologischen und papyrologischen Standards vorgelegt. Die edierten Fragmente werden paläografisch, kodikologisch, linguistisch und materialkundlich analysiert und zusammen mit dem Gesamtkonvolut als originale Assemblage historisch kontextualisiert. Die Untersuchung wird durch eine systematische Studie zur Kodikologie und Paläografie fajjumischer Papyrusmanuskripte des 6. bis 8. Jahrhunderts abgerundet. Die Einzeltexte wie auch die spätantike Textassemblage als Ganze sind von hohem Erkenntniswert für die Geschichte der altchristlichen Literatur, für die noch ungeschriebene Geschichte der koptischen Literatur und für die Erforschung der klösterlichen Schriftkultur im spätantiken Ägypten, und sie sind von speziellerem Interesse für die Bedeutung der Fajjum-Region und ihres regionalen Standards der koptischen Sprache, des sogenannten fajjumischen Dialekts.