Vermächtnis und Transformation in Eurasien – Bestattungspraktiken der Kitan
Im Zentrum des Promotionsprojekts soll die Transformation eurasischer Traditionen am Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Jahrtausends stehen, die in der Bestattungskultur der Kitan (Liao-Dynastie, 907/916-1125) erkennbar sind. Ausgehend von der außergewöhnlichen Vielfalt der Bestattungsformen bei den Kitan-Liao ist das Ziel der Arbeit, (1) das archäologische Fundmaterial zu katalogisieren, um dann (2) durch Vergleich mit älteren Praktiken im tangzeitlichen China und den nordasiatischen Steppen, aber auch mit den Praktiken der benachbarten Tanguten und anderer Anrainer der Seidenstraßen, die Quellen der verschiedenen Praktiken aufzuspüren. Der Fokus liegt dann auf der Untersuchung der Umwandlung dieser alten Traditionen in neue, für die Kitan-Liao charakteristische Formen. Die Gründe für die vielfältige Bestattungspraxis der Kitan sind bis heute ungeklärt und wurden lange Zeit zu ethnozentrisch betrachtet. Neue archäologische Funde und eine transkontinentale Betrachtungsweise ermöglichen eine Neueinschätzung der Liao-Gesellschaft. Es soll geprüft werden, inwieweit die Liao als Mittler zwischen den Kulturen agierten.