Empirische Studien zu frühklassischen Stilmerkmalen der Plastik des Mittel- und Schwarzmeerraumes
Bei der Gegenüberstellung griechischer, besonders athenischer Standbilder und gleichzeitigen Bildwerken aus kolonialen und nicht-griechischen Kontexten des ausgehenden 6. und frühen 5. Jh. v. Chr. werden die stilistischen Eigenheiten zweiterer oft als Beweis für die fehlenden handwerklichen und intellektuellen Kompetenzen der kolonialen oder nicht-griechischen Akteure gewertet. Dabei stehen die lokalen Merkmale keineswegs in Kausalität mit einem Nicht-Können. Im Gegenteil: Die Standbilder sind als körpersprachliches Manifest ihrer Region und Zeit und das Abweichen vom modern konstruierten „frühklassischen Ideal“ als Reaktion auf lokale Begebenheiten zu interpretieren. Unter diesem Gesichtspunkt wurden die Statuen und Statuetten von Jünglingen mit frühklassischen Stilmerkmalen als Quelle kultureller Annäherungen und Abgrenzungen zwischen antiken Akteuren im mediterranen Raum untersucht.